Auseinandersetzung mit den existentiellen Bedingungen des menschlichen Lebens
Zum Verständnis der Gegebenheiten, welche in der Existenz jedes Menschen verwurzelt sind, hat mir Irving D. Yalom mit seinem Buch Existentielle Psychotherapie* verholfen. Die zahlreichen Begegnungen mit den Menschen, die sich mir in ihren therapeutischen Prozessen öffneten und vertrauensvoll von ihren inneren Erfahrungen berichteten, haben dies immer wieder bestätigt. Nicht zuletzt war meine eigene innere Auseinandersetzung mit diesen Gegebenheiten eine wichtige Bedingung um Aufzuwachen.
Es ist nicht nur für den Erfolg des therapeutischen Prozesses, sondern auch für das Aufwachen, für die grundlegende Transformation unseres Ich-Gedankens von unschätzbarem Wert, sich mit den folgenden existentiellen Themen auseinanderzusetzen. Und dies nicht nur auf philosophisch, rationaler Grundlage, sondern vorrangig auf der Erfahrungsebene.
TOD FREIHEIT ISOLATION SINN
Die unabänderliche Tatsache des Sterbens wird in allen spirituellen Traditionen als relevant erachtet. Der Tod wird als Lehrmeister oder als Führer betrachtet und verhilft uns zu Klarheit und Orientierung im Leben. Doch in unserer Erfahrung lässt uns der Gedanke an den Tod oft erstarren oder macht Angst und verführt uns zu Zweifeln und Vorsicht. Die Konfrontation mit dem Sterben bringt oft unangenehme Erfahrungen eines Grauens, von Todesangst, manchmal auch eine Todessehnsucht mit sich, was uns erschreckt. Doch die Auseinandersetzung mit diesen unangenehmen Empfindungen schafft Bedingungen, die unsere ICH-Vorstellungen erschüttern hilft und setzt damit die Grundlage, dass Aufwachen geschehen kann.
So können wir z.B. zu der Erkenntnis gelangen, dass unser Freiheitsgrad sehr viel kleiner ist, als wir es uns ausdenken. Dass wir im Grunde eigentlich nur die Freiheit haben zu entscheiden, dass wir das, was uns im Leben zufällt, ablehnen oder annehmen können. Dass wir im Grunde nicht die Freiheit besitzen zu entscheiden, ob wir morgen gesund oder krank sind, ob wir lange leben oder nur kurz oder wie andere Menschen mit uns umgehen. Und diese Erkenntnis kann, wenn sich die erste Verwirrung gelegt hat, dann zu einer tieferen Dankbarkeit dem Leben gegenüber oder auch Demut beitragen und uns andererseits auch viel Druck nehmen. In dem z.B. Gedanken wie 'ich bin meines Glückes Schmied' oder 'ich muss mich bemühen, dass aus mir was Rechtes wird' wegfallen, fällt auch die ganze Anspannung weg, die mich ständig nach Glück hat Ausschau halten lassen. Der Körper kann sich entspannen und gelöste Gelassenheit kann erfahren werden.
Im Rahmen meiner Angebote zur integralen Bewusstseinsarbeit lade ich dazu ein, sich mit den eigenen Empfindungen in Bezug auf die erlebte Sinnhaftigkeit (oder auch Sinnlosigkeit) hinsichtlich des eigenen Willens und seiner Freiheit sowie der Verantwortung für das eigene Handeln und mit der eigenen Endlichkeit - verbunden mit der Angst vor der Bodenlosigkeit, der Verzweiflung, der Todesangst - intensiv und auf der Erfahrungsebene auseinanderzusetzen. Dazu biete ich Übungen und Verhaltensexperimente an, die teils in der Gruppe, teils alleine durchgeführt werden können. Auch kommen geführte Phantasiereisen oder Partnerübungen zum Einsatz.
[1] erschien 1989 in der Edition Humanistische Psychologie im Internationalen Institut zur Förderung der Humanistischen Psychologie