Übungen zur Vertiefung der Hingabe an das Fühlen
Es zeigte sich in den vergangenen Jahrzehnten mit zunehmender Klarheit, sowohl in der Psychotherapie als auch in den unterschiedlichsten Bemühungen um Erleuchtung, dass die Offenheit für das Fühlen und die Fähigkeit zur Hingabe an die auftauchenden Gefühle im Bewusstsein essentiell für die spirituelle Transformation sind. Menschen, die sich die Wahrnehmung ihrer Gefühle verwehren oder gegen ihre emotionalen Bewegungen ankämpfen bzw. dissoziieren, wie es in der psychologischen Fachsprache heißt, nehmen sich damit die Möglichkeit, die Tiefe ihrer inneren Erfahrung auszuloten und bleiben an der Oberfläche dessen, was erfahren werden kann.
Vermutlich hat jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Gefühle sehr unangenehm werden können, dass Gefühle einen überschwemmen oder sich sogar der Boden unter den Füssen öffnet und man meint zu fallen. Manchmal ist die Angst so groß, dass man denkt, sie nicht mehr aushalten zu können oder verrückt zu werden und die Scham kann so einnehmend sein, dass man denkt zu sterben. Manchmal kann die Freude so enorm werden, dass man vor Lachen körperliche Schmerzen bekommt. Im Grunde ist unser menschlicher Organismus darauf programmiert zu überleben und alles dafür zu tun, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Und so kommt es, dass wenn starke Gefühle in uns toben und wir die Kontrolle zu verlieren scheinen, immer auch eine tiefe Angst, vielleicht sogar Todesangst mitkommt. Dies wiederum verleitet dazu, schnell etwas zu unternehmen, um sich wieder wohler zu fühlen oder die Kontrolle über sich und seine Gefühle zu bekommen. Wir Menschen haben in der Regel recht früh in unserem Leben Strategien entwickelt und wissen, damit umzugehen, was - um zu überleben - auch sehr sinnvoll ist. Doch stehen diese Strategien der Erfahrung des 'Aufwachens', dieser grundlegenden Transformation meiner Ichvorstellung, im Weg.
Aus diesem Grund gilt es heute zum einen, das Fühlen wieder zu erlernen bzw. dem Gefühl zu erlauben, gefühlt zu werden. Dies wird in unserer Kultur weder in den Schulen noch im Elternhaus vermittelt. Und es gilt zum anderen eine innere Einstellung, eine Haltung den Gefühlen gegenüber zu finden, die weder darauf abzielt, gegen die Gefühle anzukämpfen noch davon wegzulaufen, noch sie zu dramatisieren. Es gilt eine gelassene, ruhige innere Haltung zu finden, die den Gefühlen erlaubt sich zu zeigen, in ihrer Einfachheit wahrgenommen zu werden und in ihrer energetischen Ladung ihren Ausdruck, ihre Form finden lässt.
Um das zu lernen, braucht es die Bereitschaft, sich dem Fühlen aktiv und bewusst zuzuwenden, mehr und mehr dem Wunsch nach Aufwachen nachzugeben und der inneren Sehnsucht zu vertrauen und zu folgen, um herauszufinden, was im Grunde darauf wartet, von dir erfahren zu werden. Dabei sind verschiedene Übungen hilfreich, die ich von Christian Meyer übernommen habe und gerne in meinen Kursen und Begegnungen weitergebe.